zurück zur Übersicht

Bei den verschiedenen Unternehmungen der Familie Wendel entstanden durch die große Zahl der Werke und Standorte unterschiedliche Walzzeichen. Der jeweilige Anfangsbuchstabe bezieht sich hier auf den Standort des Werkes.

Walzzeichen auf der Schiene:

Hersteller: Walzwerk in Hayange (Hayingen); Département Moselle (Frankreich); westl. des Stadtzentrums (Wendel-Konzern)

.

Walzzeichen auf der Schiene:

Hersteller: Walzwerk in Jœuf (Wendel-Konzern); Département Moselle (Frankreich)

.

Walzzeichen auf der Schiene:

Hersteller: J W (kurzform): Ausgeschrieben Jœuf Wendel

Schlußfolgerung aus vielen gesichteten Walzzeichen: Für einen bestimmten Zeitraum wurden die Walzzeichen in Frankreich nur stark abgekürzt auf den Schienen angegeben:

  • A für AUBIN
  • DE für DENAIN
  • FM für FIRMINY
  • ISB für ISBERGUES
  • JW für J. WENDEL (Wendel Konzern, Walzwerk in Joeuf)
  • S&C für SCHNEIDER & CIE
  • TN für TERRENOIRE

Alternatives Walzzeichen auf der Schiene (Foto unten in der Galerie):

Erläuterung J.W. & S. LEEDS VI 73 (nur teilweise geklärt). Nicht selten hilfen die Stahlwerke untereinander aus, um Lieferaufträge zu erfüllen. Dadurch können zwei unterschiedliche Firmen auf einer Schiene genannt sein.

„J.W. & S.„: Abkürzung für das Stahlwerk Jœuf der Familie de Wendel: Das „& S.“ dahinter ist noch ungeklärt

Leeds„: Großstadt im englischen Metropolitan County West Yorkshire. Vermutlich Hinweis auf die Leeds Iron Foundry. Eine andere Firma in Leeds, die Leeds Forge Company wurde erst 1874 (ein Jahr nach der Walzung der besagten Schiene) gegründet.

VI 73„: Gewalzt im Zeitraum Juni 1873

.

Walzzeichen auf der Schiene:

Hersteller: Walzwerk in Stiring-Wendel (Nachbarort von Saarbrücken); Département Moselle (Frankreich); Schienenwalzung bis in die 1880er Jahre eingestellt und nach Hayange verlegt (→ dann Walzzeichen H. WENDEL). Die Schienen mit dem Walzzeichen „S. WENDEL“ sind zusammen mit „J W„bisher die ältesten aller WENDEL-Walzzeichen.

.

  • Den Grundstein für dieses später bedeutendste lothringische Montanunternehmen legte 1704 Johann Martin von Wendel, ein ehemaliger österreichischer Offizier, durch den Erwerb des Le Comle’schen Eisenwerks. Da de Wendel als offene Handelsgesellschaft stets im Besitz der Familie blieb und damit (außer später über die Ausgabe von Anleihen) keinen Zugang zum Kapitalmarkt hatte, spielten bei der Finanzierung des Unternehmens lothringische Bankhäuser wie das Bankhaus Seillière in Nancy eine herausragende Rolle. Kernstück des de Wendel’schen Unternehmens war das im Fentschtal gelegene Werk, das bis 1871, als Lothringen von Frankreich zu Deutschland kam, auf 6 Hochöfen, 20 Puddelöfen, zwei Walzwerke und eine Drahtzieherei ausgebaut worden war.
  • Der Ausgang des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 brachte die Firma in große Schwierigkeiten. Das Werk fand sich anschließend im nunmehr deutschen Reichsland Elsass-Lothringen wieder und war damit von seinem bisherigen französischen Absatzmarkt abgeschnitten. So teilte sich die Firma: Henri de Wendel verblieb als Familienältester mit dem Stammwerk in Hayingen, die restliche Familie zog sich an die Meurthe und den französischen Teil der Mosel zurück und baute dort in Joeuf ein neues Werk auf. Ein weiteres Problem für die lothringischen Werke auf deutscher Seite wurde der Kohle- und Koksbezug, wo sich im Lauf der Zeit eine fast 90 %ige Abhängigkeit vom Ruhrgebiet ergab. So empfanden an der Wende zum 20. Jh. zwei Gruppen das Preisdiktat der Steinkohlenbergwerke zunehmend unerträglich: Der Staat und die Eisenhütten. Beide begannen deshalb mit dem Erwerb eigener Zechen, um sich in der Kohle- und Koksversorgung unabhängig zu machen.
  • De Wendel nahm nicht nur eigene Bergwerke in Lothringen in Betrieb, sondern erwarb auch im Ruhrgebiet bei Hamm aus dem Feld der Gewerkschaft Prinz Schönaich beim Hamm das Grubenfeld de Wendel und begann 1901 mit dem Abteufen der Schächte. 1937 wurde das Bergwerk umbenannt, statt des Nachnamens benutzte man nun die Vornamen des Eigentümers: Heinrich Robert.
  • Das wechselhafte Schicksal der deutsch-französischen Beziehungen und die Existenz des Unternehmens de Wendel genau im Brennpunkt dieses Spannungsfeldes erfuhr 1941 eine weitere Episode: Der deutsche Chef der Zivilverwaltung in Lothringen wies die Familie de Wendel im Juli 1940 aus und erklärte ihren industriellen Besitz für „verwaist“. Die Erwartung der Reichswerke “Hermann Göring”, sich die de Wendel’schen Betriebe einverleiben zu können, erfüllte sich allerdings auch nicht: Sie blieben unter Treuhandverwaltung der 1941 gegründeten “Hüttenverwaltung Westmark”. Nach 1945 war dann alles wieder beim alten, so wie es bis 1871 gewesen war. Das ist die ebenso interessante wie wechselvolle Geschichte eines der bedeutendsten europäischen Montanunternehmen. In ihrer Zeit als deutsches Unternehmen waren die de Wendel’schen Werke mit 12.500 Beschäftigten nicht nur der größte Eisenerzeuger in Lothringen, sondern standen unter den größten privaten Arbeitgebern im gesamten Deutschen Reich auf Platz 17.

Quelle: https://www.fhw-online.de/de/FHW-Auktion-98/?AID=75283&AKTIE=Les+Petits%2DFils+de+Francois+de+Wendel+%26+Cie%2E+%28De+Wendel%92sche+Berg%2D+und+H%FCttenwerke%29

Eine der letzten in den 1960er Jahren hergestellten Stuhlschienen nach Norm „D.C. 42

Walzzeichen H. WENDEL mit Zusatz für Lieferung nach Griechenland:

H.WENDEL-Σ.Ε.Κ.-67-VI-UIC50-T-50.18

Die nachstehende Schiene wurde in Griechenland in der Nestos Schlucht fotografiert. Der Zusatz „Σ.Ε.Κ.“ im Walzzeichen steht für die Sidirodromoi Ellinikou Kratos (SEK) (Eisenbahnen des griechischen Staates, früher auch: international Chemins de Fer de l’État Hellénique – CEH

.

Fotos Walzzeichen J. WENDEL“:

Fotos Walzzeichen S. WENDEL“:

Fotos Walzzeichen „J W“:

Walzzeichen „S W“ als Teil eines alten Bahnübergangs an der Bahnstrecke Chartres – Dreux, gewalzt im Jahr 1868.
Das Walzzeichen „S W 67„. Dazu einige Punkte die den genauen Monat der Herstellung angekommen. Damit wäre die Schiene aus dem Jahr 1867 und wurde in einem Werk vom Wendel-Konzern gewalzt.

Haben Sie eine Schiene mit diesem Walzzeichen irgendwo gefunden? Sollten sich auf der Seite zu dem betreffenden Walzzeichen bisher weniger als 5 Fotos befinden, freue ich mich über weitere Zusendungen.